W. A. Mozart, Vesperae solennes de Confessore KV 339, Sinfonie Nr. 40 KV g-Moll KV 550, Krönungsmesse KV 317
Die Basellanschaftliche Zeitung berichtet am 06.11.2023 (Sibylle Ehrismann)
Zur Krönung eine Krönungsmesse: Der Oratorienchor Baselland schenkte sich zum Geburtstag ein Mozart-Konzert
Der Oratorienchor Baselland feierte am Samstag in der voll besetzten Stadtkirche Liestal mit Mozart sein 60-jähriges Bestehen.
Im Frühling hatte sich der Oratorienchor gemeinsam mit dem Gymnasiumschor Münchenstein an Ludwig van Beethovens Missa solemnis gewagt – eine Herausforderung und ein Erlebnis für alle Beteiligten. Nun sollte es also Mozart sein, und das gleich dreimal: zuerst die Vesper KV 339 für Soli, Chor und Orchester, dann die populäre Sinfonie in g-Moll KV 550, und zum Schluss die Krönungsmesse. Das Capriccio Barockorchester und die vier ausgezeichneten Solistinnen und Solisten sorgten unter der engagierten Leitung von Fritz Krämer für den Glanz dieser Aufführung.
Mozarts Musik ist bekannt und beliebt. Für die Interpreten ist sie aber heikel zu singen und zu spielen. Sie fordert viel Musikalität, rhythmische Agilität und reine Intonation, denn man hört in dieser luziden Musik einfach alles. Für den Chor war es nicht einfach, gleich mit der «Vesperae solennes de Confessore» einzusteigen, sie verlangt volle klangliche Präsenz. Hier wirkte der Chorklang noch etwas diffus. Eine etwas klarere Diktion hätte da rhythmisch und intonatorisch sicher geholfen.
Genug Raum für raue Klangfarben
Dass es Probleme gab mit der Stimmung, zeigte danach das intensive Nachstimmen der Instrumente beim Capriccio Barockorchester, bevor es zur Sinfonie ansetzte. Besonders reizvoll sind bei den historischen Instrumenten die raueren Klangfarben der Blasinstrumente. Dirigent Fritz Krämer gab ihnen den nötigen Raum, um sich in der g-Moll-Sinfonie innig zu entfalten.
Den Abschluss bildete die Krönungsmesse, mit der auch der Chor brillierte. Der Klang war voll und klar, die rhythmische Kraft gab Sicherheit in den Einsätzen, auch dynamisch wurde gut differenziert. Dazu kam die warm strahlende Sopranstimme von Miriam Feuersinger, die das «Agnus Dei» zu einem Highlight machte. Zu ihr passte die innige Altstimme von Seda Amir-Karayan bestens. Mit seinem eigenwillig timbrierten Tenor sorgte Daniel Johannsen für prägnante Farbtupfer, während Dominik Wörner mit seiner klaren Bassstimme überraschte.
Das Konzert war eine würdige Feier des 60-jährigen Jubiläums. Doch wie kam es überhaupt zur Gründung des Oratorienchors Baselland? 1963 seien die 48 Sängerinnen des Frauenchors Harmonie Liestal aus dem Chor herausgetreten, um einen neuen Chor zu gründen, erklärt ein Text zur Geschichte. «Sie taten dies, weil ihrer Meinung nach beim gemeinsamen Singen (für Oratorien) mit dem Männerchor Liestal die Männer zu dominant auftraten.» Für den Namen Oratorienchor Baselland hätten sich die Frauen deshalb entschieden, weil sie Oratorien und andere anspruchsvolle Chorwerke aufführen wollten.
Mitgliederbestand verdoppelte sich rasch
In Albert E. Kaiser, dem Gründer des Collegium musicum Basel, fanden sie einen erfahrenen Dirigenten. Als Bedingung verlangte er, dass die Frauen Männer für einen Gemischten Chor mitbrachten. Diese Männer wurden gefunden, auch aus dem Männerchor Liestal. Schon im Jahr darauf führten der Chor in der Stadtkirche Liestal Haydns Schöpfung auf. «Es wurde hart gearbeitet, der Mitgliederbestand verdoppelte sich rasch», so der Text weiter.
Bis heute hatte der Chor nur drei Dirigenten. Nach dem Tod von Kaiser 2003 übernahm Aurelia Pollak die Leitung. Seit 2014 führt nun Fritz Krämer den Dirigentenstab. Diese Treue der Dirigenten zeugt von der Hingabe der Sängerinnen und Sänger an die Sache. Kontinuierlich wird im Oratorienchor auch Stimmbildung angeboten, alle paar Jahre geht er auf Reisen. Ob nach Wien, Italien, Prag oder Hamburg, immer tritt der Chor dort auch mit einem Konzert auf. Das sind prägende Erlebnisse, die zusammenschweissen.